Wilcke zum Hunfeld - Der Totschläger

(Bernd Josef Jansen)

In Heede gab es früher zwei Bauernhöfe Hunfeld. Ursprünglich war dies nur ein Hof gewesen, der aber zu einer unbekannten Zeit vor 1500 geteilt worden war. Beide Höfe waren dem Bischof von Münster "eigenhörig". Dies bedeutet, dass sowohl der Hof, als auch die darauf lebende Familie dem Bischof gehörte. Auf das Thema Eigenhörigkeit werde ich später an anderer Stelle näher eingehen. Für hier ist nur wichtig, dass der Bauer als Eigenhöriger ein Leibeigener des Bischofs war, der den Hof für diesen nur bewirtschaftete. Beim Tod des Bauern und bei Übergabe des Hofes an einen Nachfolger musste an den Bischof eine Gebühr bezahlt werden. Wenn ein auf dem Hof geborenes Kind heiraten wollte, musste es sich aus der Hörigkeit freikaufen. Da diese Vorgänge protokolliert wurden, lässt sich die Geschichte der beiden Familien gut verfolgen. In einer der beiden Hofakten findet sich ein Schreiben aus dem Jahr 1576, das außergewöhnlich ist.

"Wir mugen Euer Erwürden Herligkeit und gestrenge hiemit auch dienstlich nicht bergen, Daß sich vergangen Jaer Wilcke thon Hoenfelde Im Gericht Aschendorp mit seinem Dochterman Herman Siverdingk underwegs wie sie auß dem Zegh nach hauß gehen willen verunwilliget, In dem gedachter Siverdingk durch Verwundungh mit einem kleinen messer thot geplieben, Nun kan mag nicht erfaren das sie fur der Zeit Jhemals uneinig gewesen sonder freuntlich under ein ander sich verhalten, Weiß man auch nicht woher sich dieser unwill verursacht haben mag, So bitten die freundtschafft nach dem das bloet furlengs versonet das gedachter Hoenfelde zur genedig abtragt gestattet und mit dem Lande widerumb begnadet werden mogte, Als seindt wir auch hiruber Euer Erwürden Herligkeit und gestrenge erklerung dinstlich gewertigh.

Wilcke zum Hunfeld hatte also auf dem Heimweg aus der Kneipe seinen Schwiegersohn Hermann Siverding erstochen. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass Wilke zu diesem Zeitpunkt schon 80 Jahre oder älter gewesen sein muss. Seine Mutter Talle war schon 1497 Witwe und hat 1501 erneut geheiratet. 1499 wird sie mit einem namentlich nicht genannten Sohn und einer Tochter erwähnt. Wilcke selbst wird ab 1534 als Besitzer des Hofes genannt, 1535 bezahlt er die "Einfahrt", also die Gebühr für die Hofübernahme. Wahrscheinlich hat er um diese Zeit geheiratet, denn 1534 lebte sein Stiefvater Rickert auf der Leibzucht, dem Altenteil des Hofes. Für die Freilassung seiner Schwester aus der Leibeigenschaft zahlt er 1540 einen Betrag und 1567 kauft er seinen Sohn Wilcke und Tochter Ebele frei. Seine andere Tochter Talle wird schon 1568 als Ehefrau des Hermann Siverding genannt.

Heede
Heede

Der Hof Hunfeld liegt noch heute südlich des Dorfes Heede nahe der Emsbrücke, auch der Hof Soring (der Name der Familie des Schwiegersohnes hat sich im Laufe der Zeit über Sewering und Seuering zu seiner heutigen Form Soring geändert) hat seine Lage nicht verändert und liegt westlich davon an der Straße nach Dersum. Die beiden hatten also den gleichen Heimweg, doch zumindest Hermann Siverding ist dort nicht lebend angekommen. Was der Grund für den Streit war, ist nicht überliefert. Offensichtlich kam es aber zum Streit und Wilcke stach zu. Im 16 Jh. waren Gefängnistrafen nahezu unbekannt. Alle Delikte, die nicht die Todesstrafe nach sich zogen, mussten mit einer Geldstrafe abgegolten werden. Zudem musste bei Totschlag eine Entschädigung an die Familie des Opfers entrichtet werden, was in diesen Fall schon geschehen war, denn das "bloet" war "furlengs versonet". Wilcke zum Hunfeld hat sich nach diesen Geschehnissen auf das Altenteil zurückgezogen und sein Sohn Lubbe übernahm 1576 den Hof. Lubbes Bruder Wilcke "von Hoenfelde" zieht nach Weener, als dortiger Bürger kauft er 1579 seinen jüngeren Bruder frei.

Wilcke zum Hunfeld ist ein Vorfahre meiner Oma Käthe Philipps geb. Albers: 

 

Wilcke thon Hoenfelde ca 1495-1576/
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Lubbe zum Hunfeld ca 1535-1603/
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Wilcke zum Hunfeld ca 1570-1620/
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Trina zum Hunfeld ca 1605-1657/
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Johann Cossmann 1634-1686/ 
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Johann Cossmann 1668-1702
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Helena Cossmann 1699-1757
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Engelbert Hansen 1736-1783
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Engelbert Hansen 1766-1809
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Heinrich Hansen 1793-1832
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Engelbert Hansen 1814-1882
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Anna Catherina Hansen 1844-1920
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Margaretha Schröder 1882-1945
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Katharina Anna Albers 1919-2004
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Frieda Philipps 1939
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Bernd Josef Jansen 1969