Die Nachfahren von Jürgen Benes und Brigitte von Langen

(Bernd Josef Jansen)

Im Jahre 1933 erschien im Selbstverlag der Band "Die Nachfahren des Jürgen Benes und der Brigitte von Langen". Der älteren Teil wurde vom Meppener Geheimen Regierungsrat Clemens August Behnes (1838-1900) und dessen Enkel, dem dortigen Arzt Carl Behnes (1904-1949) erstellt, der jüngere Teil vom Reichsbahnoberrat Eduard Behnes * 1880. Diese Aufstellung behandelt die Nachkommen des genannten Paares, jedoch weitestgehend nur die männlichen Vertreter der Familie. Töchter werden zwar mit ihren Ehemännern und manchmal auch noch mit ihren Kindern genannt, weitere Nachkommen in weiblicher Linie sind aber nicht berücksichtigt. Da über Brigitte von Langen ein Anschluss zum Emsländischen Landadel und auch zum Hochadel besteht, ist eine Aufstellung aller Nachkommen des Paares für viele Familienforscher sicher interessant. Ich habe hier die mir bekannten Nachkommen nur bis zur 10 Generation aufgeführt, um nicht mit dem Datenschutz in Konflikt zu kommen. Diese Liste ist natürlich weit davon entfernt, alle tatsächlichen Nachkommen zu zeigen, sondern sie stellt nur einen Auszug dar - lediglich die Mitglieder der Familie Behnes sind komplett erfasst. Ergänzend folgt noch eine Ahnenliste mit den Vorfahren der Brigitte von Langen bis zur 60. Generation.

Stammvater der Familie ist der Sögeler Brinksitzer und Kaufmann Jürgen Bene(n)s. In seinem Ehevertrag 1611 wird er Jürgen Benens genannt. Hemme Schneider beleidigt 1619 betrunken "Jürgen Benen fraw" als Hure und muss deswegen 2 Rtl. Strafe zahlen. Später wird der Name statt Benen meist Benes geschrieben. Jürgen Benes Eltern werden nirgendwo genannt, auch nicht, wo er geboren wurde. Dass er in Sögel kein eigenes Haus besaß, sondern im Haus seines Schwiegervaters Heinrich von Langen wohnte, spricht ehr für eine Herkunft von Außerhalb. In den Sögeler Steuerregistern aus der Zeit vor 1611 wird keine Familie Benen oder Benes genannt. Dass Jürgens Nachname ein Patronym ist, und sein Vater deswegen den Vornamen Bene trug, ist lediglich eine Vermutung. Der Nachname "Kramer", den Jürgen 1613 trägt, weist ehr auf seinen Beruf als Kaufmann hin, als ein echter Familienname zu sein, auch Jürgens Schwiegersohn, der Werlter Kaufmann Lambert Holtmann wird regelmäßig "Lambert Kramer" genannt, ein Teil seiner Nachkommen nimmt diesen Namen sogar als festen Familiennamen an. Dass Jürgen also der Sohn eines vor 1611 verstorbenen Bene Kramer ist, lässt sich nicht beweisen und ist reine Spekulation - zudem gibt es vor 1611 auch keine Familie Kramer in Sögel. Jürgen Benes ist bei seiner Hochzeit 1611 ein gut situierter Mann mit einem Vermögen, das "so ihm von seinen Eltern aufgeerbt sunsten er durch Gott vnd das Gelück ersparet vnd erworben haben magh, sich vber sechßhundert Reichsthaler erstreckt...". Jürgens gleichnamiger Sohn kauft 1656 dem Albert Stock in Sögel ein Grundstück endgültig ab, "das seine Vorfahren vor längerer Zeit als Ausgleich für geliehenes Geld den Vorfahren des Jürgen Behnes überlassen hatten", nämlich "2 Vierup Saat Land am Nienhüsen". Dieses Land wird wohl ehr von der Familie von Langen, also den mütterlichen Vorfahren von Jürgen Benes junior stammen.

In Aschendorf verkaufen am 12. Juli 1603 ein Hermann Benen und seine Frau Anna Plettenberg dem Johann Hermans und seiner Frau Elsken Syverts für 51 Reichstaler einen Gartenplatz in Aschendorf vor ihrem eigenen Haus und Grundstück, das Annas Vater Nagel von Plettenberg ihr als Mitgift gegeben hat. Der Brinksitzer Hermann Benen und seine Frau werden schon 1594 in einem Kopschatzregister genannt, mit dem Hinweis, dass sie freie Leute waren, also keinen Grundherren hatten. In einer Liste von 1606 kommt wieder ein Johann Benen vor, vielleicht ihr Sohn. Hermann Benen wird der Sohn des gleichnamigen Aschendorfer Vogtes sein, der von 1568-1587 in diesem Amt erwähnt wird. Verheiratet war der Vogt Hermann Benen mit einer Geseke, die 1568 genannt wird. In diesem Jahr leben auch noch Hermanns Mutter Tibe und sein Bruder Warmolt mit in seinem Haushalt. Anna Plettenberg war die uneheliche Tochter des Nagel von Plettenberg, dem Besitzer der Güter Oldersum bei Emden und Osterwedde bei Steinbild. Zudem war Nagel der Besitzer der "Herrlichkeit Papenburg", die zu dieser Zeit ziemlich heruntergekommen war und deshalb nicht von der Familie von Plettenberg bewohnt wurde. Zum Gut Papenburg gehörte auch Grundbesitz in Aschendorf, denn Nagel wird 1589 unter den dortigen Markgenosse an erster Stelle aufgeführt, wobei sein unehelicher Halbbruder Jürgen Plettenberg als sein Bevollmächtigter auftritt. In der Familie von Plettenberg ist der Vorname Jürgen sehr häufig. Nagel von Plettenberg war der Enkel eines Jürgen von Plettenberg und hatte selber auch einen unehelichen Sohn namens Jürgen Plettenberg. Auch der bereits erwähnte von ihm bevollmächtigte Jürgen Plettenberg, dessen Nachkommen später "Roßkamp gen. Plettenberg" genannt werden, wird sein Halbbruder gewesen sein. Wenn Anna Plettenberg und ihr Ehemann Hermann Benen in Aschendorf gewohnt haben, dürfte Anna dort auch aufgewachsen sein. Vielleicht lebte sie vor ihrer Hochzeit bei der Familie ihres Onkels Jürgen Plettenberg gen. Roßkamp, der die Güter seines Bruders Nagel in Aschendorf verwaltete. Es wäre also durchaus möglich, dass Hermann Benen und Anna Plettenberg ebenfalls einen Sohn namens Jürgen Benen gehabt haben, der dann nach Annas Ziehvater benannt worden ist. Vielleicht ist der Sögeler Kaufmann Jürgen Benen tatsächlich ein Sohn des Hermann Benen und der Anna Plettenberg. Als Sohn einer unehelichen Adeligen wäre er durchaus eine standesgemäße Partie für die ebenfalls aus einer unehelichen Nebenlinie der Familie von Langen stammenden Brigitte von Langen. Hermann Benens Vater war Vogt, genau wie Hermann Kösters, der mütterliche Großvater der Brigitte von Langen. Das finanzielle und gesellschaftliche Umfeld würde also durchaus gut passen. Einen direkten Beweis für diese Theorie gibt es allerdings vorerst nicht - eine mögliche Ahnentafel des Paares Jürgen Benes/Brigitte von Langen sähe so aus:

 Vorfahren des Jürgen Benes jun.

Um 1682 heißt es in der Benes-Chronik über Jürgen Benes gleichnmigen Enkel, er "Hat sich auch sein wappen in fein glas mahlen undt brennen lassen, wie es itzo mode ist, undt ins fenster gehängt." Dieses "Wappen" zeigt die Hofmarke der Familie, die sicher schon lange vorher in Benutzung war (siehe Abbildung). Solche Hofmarken wurden benutzt, um bewegliche Dinge wie landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge usw. aber auch Möbelstücke und Gebäude zu kennzeichnen.

Wappenscheibe Benes (um 1682)
Wappenscheibe Benes (um 1682)

Zuerst wird Jürgen am 10. Oktober 1611 anlässlich seiner Eheschließung mit Brigitte von Langen genannt. Den Text des Ehevertrages füge ich unten an. Brigitte war die Tochter des seit 1604 amtierenden Sögeler Pastors Heinrich von Langen und dessen Frau Wobbeke Kösters, der Tochter des Sögeler Vogtes Hermann Kösters. Geboren wurde Brigitte um 1590 in Sögel und starb dort am 25. Juli 1664. Durch diese Eheschließung gelingt es Jürgen, in die "besseren Kreise" aufzusteigen. Als Mitgift brachte sie eine dienstfreie Brinksitzerstelle mit in die Ehe (der spätere Behnes-Hof). 1611: "uff heutigem Datum hat beim Ehrenvesten, Wolweisen vnd Wolgelahrten Fürnehmben Richter uffn Hümmlingk ... der Jürgen Benes der vielthugendsamen Jungfrawen Brigitten, des Pastoren Heinrichen von Langen Dochter, nach Ordnung der christlichen catholischen Kirche die ehe versprochen. Auch bringt sein herzliebste ehehausfraw von ihrem Herren Vatter vil gut mit in die ehe." (Behnes-Chronik). Nach dem Heiratskontrakt wird ihr als "Ehesteuer" mitgegeben: 200 schlichte Taler, 6 Kühe, 40 Schafe, Land, 1 Kistenfüllung (mit Tüchern und Kleidung), daneben Haus und Hof "zwischen Grimmen und Peltzer belegen" mit allen dazugehörenden Ländereien. Ihre Eltern erhalten ein lebenslanges Wohnrecht (Leibzucht) und können den Hof "zeit ihres lebentz mit ihrer Dochter Anneken leibzüchtigerweise besitzen, zellen, bewohnen nach ihres besten gefallens gebrauchen." 1613 logieren in seinem Haus aus der Begleitung des zur Jagd auf dem Hümmling weilenden Fürstbischofs Ferdinand von Bayern der Adelige Joest von Voerden und sein Diener. Jürgen Benes führte ein Tagebuch, das im Familienarchiv erhalten ist. 1612 "hat die vielliebe ehehausfraw Brigitten dem Jürgen eine Dochter geborn, vnd is sie düssen dag wieder in der Kerke to Sögell auf Brigitten getawft worn" Über den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in Böhmen schreibt er 1618: "... wardt in ganz europa von manniglichen ein erschröcklicher cometstern mit langem schwantz im Himmel gesehen. Sein langer schwantz war schwartz und rödlich, er aber weislich. Im selbigen Jahr ist auch ein grausslicher Kriegk in Böheimb gegen den Kayser ausgebrochen". 1623 notiert er, dass der Kaiserliche Tilly den Grafen von Mansfeld in der Nähe geschlagen hat; die Kaiserlichen brandschatzen die Gegend. Etwa zu dieser Zeit wird dem Jürgen Benes sein erster "Leibeserbe" geboren und "hat ihn der Herr Pastor nach seinen Herren Vatter auf Jürgen getawft. GOTT schütz ihn in düsse betrüblichen Zeitläuften." Laut Brüchteregister wird "Jürgen Benen fraw" 1619 von Hemme Schneider "beim Trunck vor einer Hoeren gescholten." 1626 wird dort erwähnt,  dass er dem Schoe Rolef "uffs Haupt" geschlagen hat und ihn "vor einen Hund gescholten; weilen aber Unterlegener ihm in den Finger gebissen, hat er ihn aus Ungeduld dermaßen titulirt". Am 24.1.1631 kauft er eine halbe Wiese von Alert Schmitt , genannt "Schmidt Johans Brook" "gelegen rechts dem Mennenschloot ab nach der Radde im Osten". 1634 notiert er, es "soll der obvermeldete kriegk, so itzo sechzehn jähr wüdet, den H. Königh Gustavus Adolphus bey lützen verschlungen haben." - In Dokumenten wird er "Ehrbar vndt Fromm" genannt, womit er als freier Bürger kenntlich wird. Sein Haus hatte eine "Leibzucht", d.h. einen besonderen Altenteil. 1640: "der Herr Pastor Heinrich von Langen, des Jürgen hertzliebste ehehausfrawen Vadder, [hat] vor villen Jahren von Johann to Münster den Eynermanns Kamp im dorpe to Sögell belegen redlich gekaufft auch auff selbigem eine Behausung nebst Leibzucht auffgerichtet.... welche Jürgen Benes nach des Pastoren Heinrich von Langen seeligem dode itzo selbsten bewohnet...") Am 25.8.1640 reist er nach Meppen, um sich dort in das Dienstbefreiungsregister eintragen zu lassen; er besaß als Freigeborener die Rechte der vollen Freiheit wie auch Adelige sie besaßen. Am 4.1.1643 kauft er von Engelbert Engelberts dessen "Egelsteil" in der "Egelslohe", soweit seine Vorfahren diesen nutzten, nämlich den 18. Teil, der Egels war ein Forst, an dem nur die Beerbten Rechte hatten, nicht der Landesherr. Um 1647 wird er als alt und krank bezeichnet; er überlässt seinem Sohn das Haus, "seiner lieben fraw mutter gutt", "dieweil er gleich andern menschen sterben vnd aus diessem leben scheiden muss" und lässt ihn heiraten. Über die Leinzucht seiner Frau bestimmt er 1647 "Dass sie aber nicht Noth leidet, soll sie ihres EheHerren bahrschaften die zeit ihres lebens zu geniessen vndt zu geprauchen bis ahn ihr seeligk ende." 1647: "... is heutigen dages mit Dod abgegangen. Vndt kunnt wiederumb sein grab feyerlich auff catholische weise gesegnet werden, da durch den eifer der HH. jesuiten-patres die menscheit wieder zur catholischen lehre bekehret ist. Vmb des bittern leiden vndt sterben Jesu Christi vnsers einigen Erlösers vndt Saligmachers willen sey ihm die ewig saligkeit offen" (Behnes-Chronik). Im Frühjahr 1647 kauft er noch ein Grundstück, doch schon Mitte 1647 tritt sein Sohn Jürgen Jürgens allein auf. 1649 wird seine Frau "Wittib Benes" genannt, als sie ein Grundstück kauft. Über Brigittes Tod steht in der Behnes-Chronik: "ist Brigitte von Langen, Wittib des Jürgen Benes seelig verstorben. Dieweil sie ahn siebentzig Jar war, vnd ein mühessligk leben gewesen, mit vil arbeit vndt auff Vnsern Herren Jesus Christus gebawt hat, woll er ihr seele in seine ewige seeligkeit führen."

 

Nachfahrenliste von Jürgen Benes und der Brigitte von Langen

Vorfahren des Jürgen Benes (junior)

 

Anhang: Ehevertrag zwischen Jürgen Benes und Brigitte von Langen vom 10. Oktober 1611 (nach einer Abschrift des 19. Jh. im Familienarchiv Behnes I 1:

 

"Ich Johan Panenschmidt, Richter aufm Hümmelingk thue hiermit zu wissen, daß auf heut datu unterbenannt eine christliche Ehe zwischen dem achtbaren Jürgen Benens bräutigam in der einen und der auch achtbaren Brigitten von Langen Herrn Heinrichen von Langen Pastore zu Sögel und Wobbeken Kösters Tochter der braut in der anderen Seiten er….ftigt u. beschlossen worden immaßen hiernach folgt: Unfraglich sollen u. wollen beide Braut und Bräutigam nach Ordnung der christlichen katholischen Kirchen sich zum fürderlichsten ehelich kopuliren lassen und dermaßen mit einander lieben, wie ehrlicher Eheleuten wohl anstehet. Demnächst wolle der Bräutigam seiner vielgeliebten Braut zu einen rechten Ehesteuer mit zu- u. anbringen alle dasjenige, so ihm von seinen Eltern aufgeerbt, sunsten er durch Gott und das Glück erspart u. Erworben haben mag, sich über sechshundert Reichsthaler erstreckt, dagegen aber Herr Pastor und Wobbeke Köster ihre Tochter Brigitten der Braut zu einer rechten Ehesteuer mitzugeben versprochen: erstlich zweihundert schlichte Thaler, sechs Kühe, bis 40 Schafe, das Flachs von anderthalb Moltsaats Landes u. eine unstrafbare Kistenfüllung, daneben das Haus, Hof sammbt dabei stehenden Zimmern binnen Sögel längs der Straßen zwischen Grimmen und dem Peltzer belegen mit aller dazu gehörenden u. vor dieß angekauften Ländereien (: doch mit folgendem Vorbeding u. Bescheide :) daß obgemeldeter Herr Pastor u. Wobbeke angezeigt Haus, Hof auch ihrem Zubehör, d. h. Wörtlich, Zeit ihren Lebens mit ihrer Tochter Anneken leibzüchtigerweise besitzen, zellen, bewohnen und ihres besten Gefallens gebrauchen. Nach ihrem Absterben aber möge … künftige Eheleute oder ihre Erben auch vorbenanntes Haus, Hof und Zubehörung neben denen vor Datum dieses angekauften Ländereien mit allen darauf sprechenden Siegeln u. Briefen so ihnen eingeliefert werden sollen, um danach ewig erblich beerbt sein und bleiben, jedoch vorbenannte Tochter Anneken Zeit ihres Lebens ehrbarlich ehrlich wie getreuer Schwager u. Schwester gepüret, vorstehen, verpflegen und aufnehmen sollen und wollen davor (?) dies durch beide Parteien vereinbart worden … so habe auf darum begehren ich dieses mit meinem angeschlossenen Gerichtsinsiegel u. selbsthanden bestätigt. So geschehen im Jahre Sechszehnhundert u. Elf am zehnten Octobris.

 

Johan Pannenschmidt Richter

aufm Hümmeling

manupro[pria]."

 

Ich stamme über meine beiden Omas von Jürgen Benes und Brigitte von Langen ab:

 

  

 

Literatur:

Behnes, Clemens August: Die Nachfahren des Jürgen Benes und der Brigitte von Langen, Nachfahrenliste, in ihren älteren Teilen von Clemens August Behnes „gest. 1900", und Carl Behnes, im jüngeren Teil von Eduard Behnes aufgesellt, Meppen 1933